Mit einem Straßenfest feiert Metzgerei Binzer 100. Geburtstag

Im Stadtteil Kirch-Göns seht in wenigen Tagen ein bedeutsames Geschäftsjubiläum bevor. Am kommenden Sonntag, 22. August 1999, feiert die alteingesessene, traditionsreiche und für ihre Qualitätsprodukte im ganzen Umkreis bekannte Metzgerei Binzer von 11.00 bis 17.00 Uhr mit einem Straßenfest an der Ecke Gießener Straße/Hauptstraße einen „Tag der offenen Tür“ zum 100jährigen Bestehen.

Dabei ist der gesamte Bereich um die optisch so ansprechend neu gestaltete Metzgerei für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Seine Teilnahme zugesagt hat der Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden, Arnold Spruck, der gegen 13.30 Uhr seine Gratulationsansprache halten wird.

Für die Unterhaltung der Gäste sorgen die „Ebersgönser Dorfmusikanten“ Volkmar und Andreas mit volkstümlicher Musik, der Gesangverein 1862 Kirch-Göns, die Kinder-Tanz- und Trachtengruppe des Heimat- und Backhausvereins Kirch-Göns (14.00 Uhr) und der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Kirch-Göns (15.00 Uhr). Für das leibliche Wohl der Besucher ist während der gesamten Veranstaltung mit den „Jubiläumsbratwürstchen“ der Metzgerei Binzer, wie werden von der Freiwilligen Feuerwehr Pohl-Göns gebraten, und diversen Getränken am Stand der Freiwilligen Feuerwehr Kirch-Göns gesorgt. Ab 12.00 Uhr gibt es zusätzlich gefüllten Spießbraten mit hausgemachten Kartoffelsalat. Der Reinerlös der Jubiläumsveranstaltung geht an die drei Kindergärten Kirch-Göns, Pohl-Göns und Ebersgöns.

Firmengründer war der 1875 geborene Friedrich Binzer, der laut Gewerbeeintrag am 5. Juni 1899 das Stammhaus der Metzgerei in der Gießener Straße 4 eröffnete. Aus der im gleichen Jahr mit Katharina Schmidt geschlossen Ehe gingen vier Kinder hervor. 1906 erwarb Friedrich Binzer den heutigen Firmensitz, eine Hofreite in der Hauptstraße 2. 1901 kam ein Eiskeller in der Scheune hinzu. Das Eis, von dem die Metzgerei etwa 1.000 Zentner im Jahr zum Kühlen benötigte, stammte von der der Eiswiese an der Gönsbach und wurde in den damals noch sehr kalten Wintermonaten geschlagen.

Friedrich Binzer betrieb neben seinem Metzgerhandwerk eine Landwirtschaft mit Viehhaltung. Im Winter verdingte er sich als Hausmetzger, denn es gab im weitgehend bäuerlich geprägten Dorf noch viele Hausschlachtungen, etwa 100 pro Saison.

1914 musste der Familienvater mit 35 Jahren als Soldat in den Ersten Weltkrieg ziehen. Er kam dabei bis nach Frankreich und Rußland, ehe er 1917 auf Bertreiben des Kirch-Gönser Bürgermeisters als Gemeindeschäfer reklamiert wurde. In den schweren Zeiten der Inflation übernahmen auch die beiden Söhne Otto (verheiratet mit Katharina Röhrig) und Wilhelm (verheiratet mit Luise Plitsch) Verantwortung im Familienbetrieb, der nun als „Metzgerei Friedrich Binzer und Söhne“ firmierte.

Die Zeiten Mitte der zwanziger Jahre waren nicht einfach und erforderten besondere Anstrengungen. Bins nach Frankfurt, Offenbach und Siegen fuhren die Binzers, um ihre Waren zu verkaufen. 1931 wurden das Schlachthaus und die Wurstküche umgebaut. Ein schwerer Schicksalsschlag traf die Familie im Zweiten Weltkrieg, denn Wilhelms Söhne Erwin (1943 gefallen) und Karl (1944 vermisst) kamen nicht mehr nach Hause zurück. Und Ottos Sohn Walter konnte erst 1948, nach seiner Entlassung aus französischer Kriegsgefangenschaft, wieder ins elterliche Geschäft eintreten.

1949 feierte Friedrich Binzer das 50jährige Jubiläum seiner Metzgerei. Er starb ein Jahr später, seine Ehefrau Katharina folgte 1953. Im Mai 1950 heiratete Walter Binzer Frieda Riedl, denen zwei Kinder Tochter Brigitte und Sohn Manfred geboren wurden.

1951 wurde die alte Hofreite in der Hauptstraße 2, abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. 1957 machte Walter Binzer die Meisterprüfung und übernahm die Metzgerei.

Im Sommer 1961 kam ein neuer Laden mit moderner Kühltheke hinzu. Abgeschafft wurde damals auch die von der Familie noch betriebene häusliche Landwirtschaft. 1973/74 folgte der Abriss des alten Wirtschaftsgebäudes und der Bau der neuen Wurstküche. 1974 wurde das 75jährige Geschäftsjubiläum mit drei Generationen unter einem Dach gefeiert, denn Walters Sohn Manfred hatte 1972 im elterlichen Betrieb mit der Metzgerlehre begonnen.

Am 11. November 1974 starb Luise Binzer, am 23. November ihr Ehemann Wilhelm und am 7. Dezember Otto Binzer. 1979 wurde der Verkaufsladen umgebaut und durch Einbau einer Vorbereitungsküche beträchtlich erweitert. Am 17. April 1980 verstarb Katharina Binzer. Am 20. August 1982 heiratete Manfred Binzer Karin Wetz aus Griedel. Aus ihrer Ehe gingen die beiden Kinder Marlene und Lukas hervor.

Nach seiner Meisterprüfung im Jahre 1978 übernahm Manfred Binzer 1984 in vierter Generation das Geschäft von seinem Vater Walter, der trotz seiner angegriffenen Gesundheit noch lange Jahre in der Metzgerei mithalf, ehe er am 12. April 1988, wenige Wochen nach der Verleihung des goldenen Meisterbriefes, verstarb.

1988 wurde das Fachgeschäft rechtzeitig vor der Jahrhundert-Feier zeitgemäß umgestaltet. Für eine neue kundenfreundliche Optik sorgt das Interieur in einer hellen, hygienischen Ausstattung. Die Metzgerei Binzer gilt als ein weit über die heimischen Grenzen hinaus bekanntes Fleischerfachgeschäft, das qualitativ hochwertige und seit Jahren regelmäßig DLG-Prämierte Spezialitäten herstellt. Hierzu gehört beispielsweise der „Große DLG-Preis 1996“ für die hausgemachte Fleischwurst, ein Produkt, das alle 50 möglichen Bewertungspunkte zugesprochen bekam und deshalb bundesweit keinen Vergleich zu scheuen braucht.

Die Spanne der Binzerischen Produkte umfasst rund 80 Sorten Wurst aus eigener Herstellung, darunter allein 10 Sorten Salami, Fleisch von Schwein, Rind, Lamm und Geflügel, eine reichhaltige Käse- und Salattheke, Convience-Produkte, die vorbereitetes Cordon-bleu, bratfertige Spieße und Pfannengerichte, regionale Produkte (wie „Maislaibchen“, Bratwurst im Teigmantel) sowie einen Party-Service, der sich bei privaten, geschäftlichen, wie öffentlichen Anlässen großer Beliebtheit erfreut.

Eine von vielen Kunden geschätzte Einrichtung ist die „heiße Frühstückstheke“ mit ihren Köstlichkeiten und Snacks frisch aus Kessel, Grill und Pfanne. Die Dienstleistungen für die Kunden werden im Hause Binzer durch Fachkräfte erbracht, die sich durch Freundlichkeit, Erfahrung, lange Betriebstreue und eine enge Verbundenheit zur Familie auszeichnen.

Freuen können sich die Kinder und Erziehrinnen der Kindergärten der Stadtteile Kirch-Göns, Pohl-Göns und Ebersgöns über jeweils einen Scheck in Höhe von 400 DM der Metzgerei Binzer. Das Geld, insgesamt sind es 1.200 DM, stammt aus dem Reinerlös des Straßenfestes am 22. August 1999, aus Anlass des 100jährigen Bestehens des alteingesessenen Kirch-Gönser Familien-betriebes. Das Bild zeigt Metzgermeister Binder (r.) und seine Ehefrau Karin (l.) bei der Scheckübergabe an Monika Grönke (Kindergarten Kirch-Göns), Anke Dannwolf (Evangelische Kindertagesstätte Pohl-Göns) und Claudia Spercer (Kindergarten Kirch-Göns). Den finanziellen Zuschuss können die drei Einrichtungen für notwendige Anschaffungen gut gebrauchen.

Am Freitag, 30. April 2021, 13.00 Uhr, wurde nach 122 Jahren die Metzgerei Binzer aus gesundheitlichen und privaten Gründen geschlossen.

Die Metzgerei Binzer feierte am Sonntag, 22. August 1999 in Kirch-Göns ihr 100jähriges Firmenjubiläum. Rund 1.000 Besucher ließen es sich gut gehen. Für Unterhaltung sorgte der Gesangverein Kirch-Göns, die Kindertanzgruppe des Heimat- und Backhausverein sowie der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Kirch-Göns. Der Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden, Arnold Spruck (r.) überbrachte herzliche Glückwünsche und überreichte Manfred Binzer in Anwesenheit von Karin und Frieda Binzer ein Geschenk.
Die Metzgerei Binzer feierte am Sonntag, 22. August 1999 in Kirch-Göns ihr 100jähriges Firmenjubiläum. Rund 1.000 Besucher ließen es sich gut gehen. Für Unterhaltung sorgte der Gesangverein Kirch-Göns, die Kindertanzgruppe des Heimat- und Backhausverein sowie der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Kirch-Göns. Der Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden, Arnold Spruck (r.) überbrachte herzliche Glückwünsche und überreichte Manfred Binzer in Anwesenheit von Karin und Frieda Binzer ein Geschenk.
Aufnahme vom Jubiläumsfest am 22. August 1999. Rund 1.000 Besucher wohnten der Veranstaltung zum 100jährigen Bestehen der Metzgerei Binzer bei. Bild: Manfred Binzer / Kirch-Göns

Quelle und Bilder: Butzbacher Zeitung August 1999 sowie Manfred Binzer

Sämtliche Schweine und Rinder bezieht die Metzgerei von heimischen Landwirten in und um Kirch-Göns. Dies garantiert den qualitätsbewussten Verbrauchern artgerechte Haltung, einwandfreie Qualität, kurze Transportwerte vom Stall ins betriebseigene Schlachthaus und schonende Verarbeitung der Rohware. Je nach Saison und auf Bestellung werden Lämmer aus der eigenen Schlachtung geschlachtet. Die Schafhalterei ist das Hobby von Metzgermeister Binzer.