Publikumsmagnet: Tage der offenen Höfe

Mehrere Tausend Besucher kamen am Wochenende nach Kirch-Göns

Die Kirch-Gönser Tage der offenen Höfe waren ein Publikumsmagnet. Mehrere tausend Besucher ließen sich auch von der kühlen und regnerischen Witterung nicht davon abhalten, Kirch-Göns zu besuchen. Und sie bekamen viel zu sehen.

Am Samstag eröffnete Günter Weber, der Vorsitzende des Kulturausschusses, auf der zentralen Bühne mitten im Ort pünktlich um 14.00 Uhr die Tage der offenen Höfe. Er erinnerte an die 800-Jahr-Feier im Jahre 1950, das größte Fest nach dem Kriege in Kirch-Göns. Mit der diesjährigen 850-Jahr-Feier wollte man an das damalige Fest anknüpfen.

Weber dankte allen, die ihre Höfe zur Verfügung gestellt haben, sowie allen Anwohnern und Helfern, die zum Gelingen der Veranstaltung ihren Beitrag leisteten. Ein besonderer Dank Webers galt der Stadt Butzbach für Ihre Unterstützung der Veranstaltungen.

Für den urlaubenden Bürgermeister Oswin Veith überbrachte Erster Stadtrat Werner Steinhofer die Grüß der städtischen Gremien und wünschte den Besuchern einige unterhaltsame Stunden.

Und schöne Stunden konnten die Besucher erleben. Über vierzig Höhe im alten Kirch-Gönser Ortskern hatten ihre Tore, die sonst geschlossen sind, geöffnet. In den Höfen zeigten etliche Handwerker ihre Kunst: Schuster, Besenbinder, Bürstenmacher, Wagner, Schreiner, Stellmacher, Schmied, Polsterer und andere. Bei allen konnte man zuschauen, wie Gebrauchsgegenstände früher in mühevoller Handarbeit entstanden sind. In vielen Höfen waren alte landwirtschaftliche Gerätschaften und Maschinen ausgestellt. In einer Hofreite lockte eine Dreschmaschine die Besucher an.

Sobald ein alter Lanz-Bulldog mit seinem unverwechselbarem „Sound“ einen Dreschvorgang ankündigte, füllte sich der Hof mit Besuchern, die hautnah erleben konnten, wie mit der vom Traktor angetriebenen Dreschmaschine Getreide gedroschen wurde. In dem einen Hof fand eine Holzsäge- und Spaltmaschine ihrer Zuschauer, in einem anderen wurden Äpfel gekeltert.

Neben den vielen Handwerkern und landwirtschaftlichen Maschinen gab es auch mehrere Sonderausstellungen. Hier reichte die Bandbreite von archäologischen Funden über altes Spielzeug und Porzellan bis hin zu historischen Wintersportgerätschaften. Auch alte Getreidepflanzen aus dem Genpool der Uni Gießen konnten besichtigt werden. Großen Zuspruch fand die vom Heimat- und Backhausverein ausgerichtete Ausstellung über die Hüttenberger Tracht. Hier wurden interessierten Besuchern von Elke Besler fachkundig die Bedeutung der einzelnen Teile erläutert.

Auf der zentralen Veranstaltungsbühne zeigte die Trachtengruppe Biebertal mehrere Tänze in Kirmestracht, die anschließend von Inge Thies dem Publikum erklärt wurde. Erstmals konnte man in Kirch-Göns am Samstag an einer Führung durch die Dorfkirche teilnehmen. In der Kirche waren sakrale Gegenstände aus der Kirch-Gönser Kirchengeschichte ausgestellt. Die Führung übernahm Dr. Dieter Wolf, Leiter des Butzbacher Museums.

Kirch-Göns ist einer der ältesten Orte der Gönser Mark und hatte im Frühmittelalter wohl zuerst eine Kirche, daher auch der Name. Wahrscheinlich war es auch lange Zeit die einzige Kirche, die früher eine zentrale Bedeutung im Leben der Menschen hatte. Bei den Kirch-Gönser Tagen der offenen Höfe war auch an Kinder gedacht worden.

Mehrer Streichelzoos erfreuten die kleinen Besucher, die besonders in der Pfeifergasse anzutreffen waren. Dort hatte die Landeskirchliche Gemeinschaft einen großen Spiele-Parcours aufgebaut, der die Kinder magisch anzog. Insbesondere die Geschicklichkeitsspiele fanden großen Anklang.

Den fand auch der Backhauskuchen, der in der Hofreite von „Hesse“ angeboten wurde. Überhaupt waren die Höfe, in den Vereine alte oberhessische Gerichte anboten, der Renner. Gähle Schnirre, Schalet und Gewachdes fanden ebenso reißenden Absatz wie andere Spezialitäten.

Für die musikalische Unterhaltung der Besucher sorgten verschieden Gruppen. Das Pohl-Gönser Spielleute-Orchester trat auf der zentralen Bühne auf, ebenso der Kirch-Gönser Musikzug. Das Schweizer Jodeldoppelquartett aus Escherwyss bei Zürich begeisterte die Zuhörer mit seinen Liedvorträgen und vor allem durch das Alphornblasen. Die Schweizer gingen nach ihrem Vortrag auf der Bühne in die einzelnen Höfe und gaben dort Kostproben ihres Könnens. Am Sonntag spielten die Lahntaler Musikanten zu einem zünftigen Frühschoppen auf.

Quelle und Bild: Butzbacher Zeitung vom 26. Juni 2000

Auch Bilddokumente aus früherer Zeit waren zu sehen.
Das Arbeiten an einer Sitzbank wurde ebenfalls demonstriert.