Bodenuntersuchungen im Raum Kirch-Göns und Pohl-Göns
Wie alt ist der römische Limes? Eine für viele wohl etwas überraschende Frage. Denn den haben doch die ollen Römer gebaut, nachdem Hermann der Cherusker den Varus im Teutoburger Wald verkloppt hat. Doch ganz so einfach ist die Frage nicht zu beantworten. Und doch muss das so genau wie irgend möglich geschehen, soll der von den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Hessen, Bayern und Baden-Württemberg, an die UNESCO gestellte Antrag auf Aufnahme des so genannten obergermanischraetischen Limes in die Liste des Weltkulturerbes Erfolg haben. Diese Grenzanlage des römischen Reiches ist mit rund 500 Km Länge das größte archäologische Bodendenkmal Deutschlands und erstreckt sich von Neuwied am Rhein über den Taunus und den Wetteraubogen bis zum Mainknie bei Hanau/Steinheim. Er ist rund 1800 Jahre alt. Noch heute ist der Limes an vielen Stellen als teilweise schnurgerader über viele Kilometer verlaufender Erdwall mit einer durchschnittlichen Höhe von 1,5 m zu sehen, so auch in den Gemarkungen Kirch-Göns und Pohl-Göns. Hier bildet er den Waldrand bzw. die Gemarkungsgrenze. In den letzten beiden Jahren wurde eine genaue Bestandsaufnahme des obergermanisch-raetischen Limes vorgenommen. Rund 1000 Türme, 61 Kastelle und 60 Kleinkastelle wurden erfasst. Nach heutigem Wissenstand wurden unter dem römischen Kaiser Domitian 85 n. Chr. die Chatten aus der Wetterau verdrängt und erste Grenzbefestigungen angelegt. Wahrscheinlich nicht mehr als ein gerodeter Streifen Land, von Holztürmen bewacht. Unter den Kaisern Trajan (98 – 117), Hadrian (117 – 138) und Antonius-Pius (138 – 161) wurde der Limes ausgebaut mit Holzpalisade, Erdwall, Holz- bzw. Steintürmen. Hinter der Grenzbefestigung lagen Militärlage, die Kastelle, so auch das im nahen Holzheimer Unterwald. In der Nähe dieses Kastells hat jetzt das Institut für Bodenkunde und Bodenerhaltung der Uni Gießen Untersuchungen am Limeswall vorgenommen, die mit dazu beitragen sollen, das genaue Alter der Grenzbefestigung zu ermitteln. Unter der Leitung von Dr. Peter Kühn wurde ein etwa 2,5 m tiefes Loch vom Pohl-Gönser Unternehmer Walter Schepp ausgehoben, das Einblicke in den Querschnitt des Walles ermöglichte. Anhand der Bodenverfärbungen konnte der Bodenhorizont zur Zeit des Baues der Befestigung ermittelt werden. Zahlreiche Proben wurden genommen, die unter anderen auf ihre ph- und Karbon-Werte hin untersucht werden sollen. Durch Pollenanalysen wird man erkennen können, ob die Römer auf Waldboden oder freiem Gelände den Grenzwall errichteten oder gar auf Feldern. Sehr interessant wird auch das Ermitteln der Schwermetallanteile (Umweltverschmutzung) damals und heute sein. Der aufgeworfene Erdwall hat den damaligen Bodenhorizont wie in einem Tresor geschützt. Die darüber liegende Erde war den Umwelteinflüssen von rund 1800 Jahren ausgesetzt. Aus den Proben und dem Bodenprofil der Grube wird man auch die bodenbildenden Prozesse zum Beispiel seit der letzten Eiszeit erkenn können. Mit einem so genannten Geo-Radar lieferten die wissenschaftlichen Mitarbeiter Rolf Gerber und Roya Bornhütter weitere Daten zum Profil des Limeswalles. Alle Ergebnisse der Proben und Daten werden laut Dr. Peter Kühn auf der Jahrestagung der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft 2005 in Marburg vorgestellt werden. In einer Exkursion werden dann Tagungsteilnehmer Böden der Wetterau und das Holzheimer Limesprofil, das inzwischen wieder verfüllt ist, vorgestellt werden. Die gewonnenen Erkenntnisse werden auch der genaueren Datierung des Alters des römischen Limes dienen.
Quelle und Bilder. Butzbacher Zeitung vom 20. Januar 2004

