Edgar Binzers Familienbuch lässt persönliche Daten zurück bis 1570 nachvollziehen
Ein monumentales Fleißwerk von 610 Seiten, zwei Kilo Gewicht und im-DIN A4-Großformat hat der Kirch-Gönser Heimatforscher Edgar Binzer geschaffen. Es ist das „Familienbuch Kirch-Göns und Pohl-Göns“.
Das Werk beginnt im Jahr 1610 und listet akribisch (fast) alle Personen auf, die seit jener Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg bis in die Gegenwart in Kirch-Göns und Pohl-Göns gelebt haben und leben. Nur Teile der jüngeren Generationen sind noch nicht vermerkt. Erschienen ist das Werk im Cardamina-Verlag Susanne Breuel in Plaidt bei Andernach.
Über 20 Jahre Anstrengung, Arbeit und Recherche stecken in dem Kompendium, dessen Vorworte Binzer und Pfarrer William Thum (Kirch-/Pohl-Göns) geschrieben haben. Alles begann 1991/92, als sich der pensionierte Bankangestellte und langjährige Butzbacher Kommunalpolitiker daran machte, mit Hilfe seiner Mutter Toni Binzer, geborene Hanack, und seiner „Gote“ (Patentan1e) Emma Binzer, geborene Jung, die Hausnamen von Kirch-Göns aufzuschreiben. Denn in den ländlichen Regionen haben neben den Familien auch die Häuser vornehmlich in den Ortskernen ihre Namen.
Beispielsweise gibt es in Kirch-Göns in der Pfeifergasse die Hausnamen „Ohwe Hesse“ und Onne Hesse“, die dort lebenden Familien heißen Eckhard („Ohwe“ = oben) und Weber („Onne“ = unten). Binzers Familienforschung ging zunächst zurück bis in die siebziger Jahre-des 19.Jahrhunderts.
Dann war Schluss, weil sich niemand mehr an vorher lebende Menschen erinnerte. In der Folge benutzte er zum Nachforschen die Kirchenbücher von Kirch Göns und Pohl-Göns. Die Kirch-Gönser Kirchenbücher beginnen 1639, die PohlGönser bereits 1610. Durch Zurückrechnen bei Altersangaben, etwa bei Todesfällen, stieß Binzer bis in die Jahre um 1570.
Viele Helfer standen ihm zur Seite, meist andere Heimat- und Familienforscher aus der Region, besonders Oswald Schieferstein (Dornholzhausen) und Johann Bayer (Butzbach). Zu Rate gezogen wurden auch der Butzbacher Museumsleiter Dr. Dieter Wolf, das Archiv der Butzbacher Zeitung, das Kirch-/Pohl-Gönser Kirchenblättchen und vieles andere mehr. Binzer besuchte Standesämter, las Festschriften und Heimatbücher. Er besuchte Friedhöfe und Heimatmuseen, sprach immer wieder mit Einwohnern. Auch galt es den Datenschutz zu beachten.
Bis in die neuere Zeit reichen die Aufzeichnungen. Dazu holte Binzer die schriftlichen Einwilligungen ein. In dem Buch sind rund 12 800 Personen mit etwa 30 160 Einzeldaten genannt. Knapp 5000 Familien (auch nichteheliche Verbindungen) wurde aufgelistet. Die Familien aus beiden Ortschaften sind alphabetisch nach dem Familiennamen des Vaters aufgelistet.
Die Namen reichen von Abel (ein 1806 in Dillenburg geborener Schreiner) bis Zysenius. So hießen zwei Pfarrer aus Nordhessen, die im und nach dem Dreißigjährigen Krieg in Kirch-Göns wirkten. Der jüngere von ihnen heiratete eine Kirch-Gönserin und hatte mit ihr sieben Kinder. In der Auflistung tauchen die gebräuchlichsten Kirch-Gönser Familiennamen auf, die „typisch“ sind für das Dorf. Eckhard, Gärtner, Glaum, Hanack, Müller, Nern, Pommer, Reitz, Rompf. Rühl, Schäfer. Schepp, Schmidt, Schneider, Simon, Spieß, Volk, Wächtershäuser, Wagner, Wenzel, Will, Zöller und Zörb. Die Orte der Herkunft der Einwohner sind aufgelistet. Die umliegenden Ortschaften aller Himmelsrichtungen dominieren, es gibt aber auch viele entlegene Ortschaften, die Geburtsorte der Heimatvertrieben und der amerikanischen Soldaten, die eine Frau aus Kirch-Göns oder Pohl-Göns freiten.
Man findet noch viel mehr: die Berufe und auch die Todesarten (wenn es besondere waren), die Namen der Paten, der Gevatter, der Trauzeugen, der Kinder hat Binzer zusammengestellt. Aufgelistet sind Geburten, Taufen, Erstkommunion, Konfirmation, Heirat, nichteheliche Verbindung, Scheidung, Tod, gefallen, nichteheliche, ehelich, katholisch, reformiert.
Quelle: Butzbacher Zeitung vom 24. September 2012