Butzbacher Stefan Lex: Zurück zu den Wurzeln

Mit 30 Jahren kehrt der Handballer Stefan Lex zurück nach Mittelhessen. Der gebürtige Wetzlarer spielt in der neuen Saison für den Oberligisten HSG Pohlheim.

Zehn Spieltage vor Ende der Saison wurde auch der 2. Handball-Bundesliga aufgrund der Corona-Pandemie der Stecker gezogen. Darauf folgte recht früh die Nachricht, dass Stefan Lex zur HSG Pohlheim zurückkehrt. Der Linkshänder spielte zu Regionalliga-Zeiten von 2008 bis 2010 schon bei der HSG und war danach ausgezogen, als Handball-Profi sein Glück zu suchen. Und das mit Erfolg. Bis in die B-Nationalmannschaft führte ihn seine sportliche Karriere, die er jetzt in Pohlheim ausklingen lässt.

Begonnen hat alles bei den Minis der HSG Kirch-/Pohl-Göns – und wo er schon vorher den Vater in die Halle begleitete. »Da blieb es nicht aus, dass man so ein bisschen in der Halle aufwächst«, sagt der Linkshänder. Im ersten Jahr der B-Jugend wurde aus Spaß langsam ernst. »Da fing es dann mit Handball erst so wirklich an«, erinnert sich Lex. »Man hat in der Jugend gesehen, man kann es in Dutenhofen mal probieren. Das war und ist es ja noch heute ein Aushängeschild. Mein Bruder hat vorher auch dort gespielt und dann habe ich gesagt: Okay, das probiere ich auch – und es hat eigentlich ganz gut geklappt.«

Bei der HSG Dutenhofen/Münchholzhausen verbrachte er die B- und A-Jugend und lernte dort auch Jan Gorr kennen. »Er hatte in Wetzlar das Juniorteam trainiert, ist dann von der Oberliga in die 2. Liga zum TV 05/07 Hüttenberg gewechselt und hat mich quasi mitgenommen. Er hat mir aber auch gleich gesagt: Es sieht momentan eher schlecht aus. Du musst erst mal Spielpraxis in Pohlheim sammeln.« So kam Lex das erste Mal zur HSG, fühlte sich wohl und entwickelte sich weiter. »Dort habe ich ganz ordentlich gespielt und irgendwann blieb es nicht aus, dass ich dann auch mal in Hüttenberg ran durfte.«

In seinem ersten Zweitligajahr gelang dem TVH das Undenkbare – der Aufstieg in die 1. Bundesliga. Lex schaffte das Gleiche auch mit den Eulen Ludwigshafen, damals TSG Friesenheim. »Jeder Aufstieg war anders, speziell und besonders. Deshalb kann ich die ganz schlecht miteinander vergleichen. Mit Hüttenberg ging es damals ja noch in die Relegation gegen Minden und mit ganz vielen Geschichten außen rum. Zu Hause haben wir mit elf Toren gewonnen und in Minden verloren, aber das war dann ja nur noch Kosmetik.« Mit Friesenheim ging man als Aufstiegsaspirant in die Runde. »Wir hatten eine Mannschaft, von der man sagen musste, damit musst du aufsteigen. Da waren die Vorzeichen andere als mit dem TVH. In Hüttenberg war das wie die zweite Kirmes im Dorf. Deshalb waren beide Aufstiege anders sehr schön.«

Nach der Hinrunde 2011/2012 das nächste Highlight für den Rückraumspieler. »Eines Tages rief mich Nationaltrainer Martin Heuberger und fragte, ob ich Lust und Zeit hätte – na klar, hatte ich Lust und Zeit! Das war für mich schon etwas Außergewöhnliches. Wir hatten zwei Spiele gegen Dänemark und ich habe mit Spielern gespielt, die man sonst nur aus dem Fernsehen kannte. Mit denen im Hotel zu sein und sich zu unterhalten war schon eine coole Erfahrung. Mit Holger Glandorf lag ich zusammen auf der Massagebank«, so Lex. »Michael Kraus, Silvio Heinevetter, Finn Lemke und Tobias Reichmann waren zu dem Zeitpunkt auch noch in der B-Nationalmannschaft.«

Trotzdem blieb Lex bodenständig und hörte auf den Rat seiner Eltern. Er absolvierte in Hüttenberger Zeiten eine Ausbildung zum

Speditionskaufmann. »Meine Eltern haben immer gesagt, erst mal eine Ausbildung – und dann gucken wir mal. Das habe ich so gemacht und bin ganz froh darüber. Danach habe ich gesagt, ich will erst mal ein paar Jahre Profi-Handball spielen.« Auf den TV Hüttenberg folgte die TSG Friesenheim, bei der er drei Jahre aktiv war. Der Verein legte ihm ein neues Vertragsangebot vor, doch Lex wollte etwas Neues versuchen. »Coburg war da in die 1. Liga aufgestiegen. Der HSC hat mich gereizt. Diese Zeit hat mich menschlich auch weiter nach vorne gebracht.« Natürlich war auch Trainer Jan Gorr ein Faktor: »Wenn man den Trainer kennt, ist es ein bisschen einfacher. Vielleicht nicht immer besser, aber es war für mich damals auch ein Faktor. Zudem ging auch Sebastian Weber nach Coburg, Florian Billek war da«, alles Spieler aus Hüttenberger Zeiten.

Zwei Jahre später folgte der Wechsel zu seinem jetzigen Verein, dem ASV Hamm-Westfalen. »Coburg hatte mir auch ein Angebot gemacht. Aber dann wurde meine Frau schwanger, wir haben geheiratet und gesagt, wir würden gerne wieder ein bisschen näher an die Heimat. Da war Hamm mit zwei Stunden Fahrzeit schon optimal. Ich habe damals viel Positives über den Verein gehört und gesagt, mal gucken, was in Hamm noch so passiert«, so Lex. Doch der Verein verpasste das Ziel Aufstieg.

Privat lief es für Familie Lex in Hamm optimal. »Wir haben dort sehr nette Nachbarn kennengelernt und auch Freunde fürs Leben. Unser Sohn Linus kam dort zur Welt, das wird immer hängen bleiben. Wir haben uns in Hamm sehr wohl gefühlt, wir wären gerne noch geblieben.«

Der ASV entschied sich jedoch für einen anderen Spieler auf der Position Rückraum rechts. »Darüber war ich schon ziemlich enttäuscht, weil wir schon gerne länger in Hamm geblieben wären. Dann mussten wir uns überlegen, wie es weitergeht. Das ist eben so im Profi-Sport.«

In dieser Zeit blieb der Kontakt zur HSG Pohlheim bestehen. »Ich muss dazu sagen, dass ich mich in meiner ersten Zeit in Pohlheim sehr wohlgefühlt habe. Ich hatte mit Horst-Günther Schmandt und dem leider verstorbenen Marius Naidin zwei Trainer, die Spaß am Leben hatten und haben und die mir gezeigt haben, dass man nicht immer so verbissen sein muss. Das war für mich eine gute Erfahrung.« Zudem ist auch Bruder Andreas in Pohlheim aktiv.

Derzeit ist Lex mit Familie in Kirch-Göns. »Wir haben beschlossen, diese Zeit bei der Familie zu verbringen. Was sollen wir jetzt da oben in Hamm rumsitzen? Wir haben dort wenig Garten, hier haben wir einen riesen Garten. Das ist mit Kind natürlich super entspannt.«

Um den Umzug zurück nach Butzbach und die berufliche Zukunft zu planen, bietet die Corona-Krise Lex auch Vorteile. »Ich würde natürlich viel lieber Handball spielen, das ist klar. Aber um solche Sachen zu klären, ist das jetzt natürlich ein bisschen entspannter.« Während Lea nach einer neuen Stelle in Mittelhessen als Lehrerin sucht, will er sich selbstständig machen und erfährt dabei viel Unterstützung des künftigen Vereins. Es geht in den handwerklichen Bereich, denn Lex sagt trotz Ausbildung zum Speditionskaufmann: »Ich bin kein Bürohengst, das hat mir diese Zeit gezeigt und Handwerk ist wieder gesucht.«

Quelle Wetterauer Zeitung 09.06.2020

Quelle: Wetterauer Zeitung vom 9. Juni 2020