Kurrende-Singen mit dem Kirch-Göns Gospelchor
Es ist beim Kirch-Gönser Gospelchor „Let it shine“ zu einer schönen Tradition geworden, am letzten Übungstag vor Weihnachten durch die Dörfer Pohl-Göns und Kirch-Göns zu ziehen und vor den Häusern von Familien, mit denen sich die Vorsitzende Claudia Laiacker vorher abgesprochen hat, Weihnachtslieder zu singen. Schluss- und Höhepunkt ist dann die Aufstellung vor den drei beleuchteten Weihnachtsbäumen an der evangelischen Kirche „zu Hause“ im Heimatort des Kirch-Gönser Gesangvereins. Das Kurrende Singen hat seine Wurzeln im 16. Jahrhundert und stammt vom lateinischen Wort „currere“ ab, was so viel bedeutet wie laufen. Ursprünglich bezeichnete es einen Chor aus bedürftigen Schülern an protestantischen Schulen, die unter der Leitung eines älteren Schülers von Haus zu Haus zogen und bei Festen oder anderen Anlässen für Geld sangen. Dieser Brauch war besonders in der Reformationszeit mit der evangelischen Kirche verbunden und diente dazu, den Schülern zu helfen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Tradition hat sich weiterentwickelt; heute wird das Kurrende-Singen oft in der Advents- und Weihnachtszeit praktiziert. Aber der Kern bleibt derselbe: „Gemeinschaft, Musik und die Freude am Singen“, so Claudia Laiacker. Der Anlass des Gospelchores ist tatsächlich aber ein ganz anderer. Er stammt aus der restriktiven Zeit der Corona-Pandemie. In der war es verboten, in geschlossenen Räumen zu singen und bei Weihnachts- und anderen Feiern mussten die Gäste einen Sicherheitsabstand einhalten und Maske tragen – alles keine guten Voraussetzungen für einen Chor. So kam Laiacker auf die Idee, einfach draußen zu singen und zur letzten Chorprobe im Jahr bekannte Familien mit Weihnachtsliedern zu erfreuen. Wer dann auf den Gedanken kam, dass es eine ähnliche Tradition schon lange gibt und nun nachträglich dem Kirch-Gönser Weihnachtssingen einen Namen gab, ist nicht überliefert.
Quelle und Bild: Butzbacher Zeitung vom 23. Dezember 2024
