Corona hat auch das Leben der Jüngsten auf den Kopf gestellt. Im Kindergarten Kirch-Göns hatten die Erzieher viel Erklär-Arbeit zu leisten, Ängste zu nehmen. Isolation und Langeweile sollten vorgebeugt werden. Die Pandemie scheint aber nicht spurlos an den Kindergarten-Kindern vorbeigegangen zu sein. Als sich die Tür öffnet, rennen dicht gedrängt Dutzende Kinder umher. Die kreischen fröhlich und ziehen sich die Schuhe an. Dann geht es an diesem letzten Tag vor den diesjährigen Osterferien noch mal raus. Zum gemeinsamen Spielen und Toben bei blauem Himmel und Sonnenschein im Garten des Kindergartens im Butzbacher Stadtteil Kirch-Göns. Im Wind flattert an einem Spielgerät ein rot-weißes Absperrband. Damit verhindern die Kinder und Erzieher keine guten Erinnerungen. Während der Corona-Pandemie musste die Außenfläche des Kindergartens in zwei Hälften getrennt werden, berichtet die stellvertretende Leiterin, Melanie Hankel, „Freunde habe sich über das Flatterband zugewunken. Zusammenspielen durften sie nicht“. Auch der Spielplatz vor der Kita war eine Zeit lang gesperrt, erinnert sich Leiterin Silke Bolz-Lowak. Die Stadt ist Träger der Kita, die eine Ganztagesbetreuung von 7 bis 15 Uhr für Kinder im Alter von ein bis sechs Jahren anbietet. Zurzeit hat sie zwei Kindergarten-Gruppen a 25 Kinder. Die eine mit Kindern im Alter von drei bis viereinhalb Jahren, die andere mit den Jahrgängen, die in diesem und im kommenden Jahr in die Schule kommen. Ferner gibt es eine Krippengruppe. Ihr gehören zwölf Kinder im Alten von ein bis drei Jahren an. Zehn Erzieher kümmern sich um alle Kinder. „Unser Einzugsgebiet ist hauptsächlich Kirch- und Pohl-Göns“. Dazu kommt noch ein Teil aus Ebersgöns und einzelne Kinder aus Butzbach“, sagt Bolz-Lowak. Eltern, Erzieher und Kinder haben eine herausfordernde Zeit erlebt: die Corona-Pandemie. Als im März 2010 der Lockdown verhängt wurde, musste auch der Kindergarten zwei Wochen komplett schließen. Ehe Kinder von Eltern aus systemrelevanten Berufen kommen durften. Anfangs betraf das in der Kita Kirch-Göns 15, sagte Hankel. „Das änderte sich aber jede Woche. Es kam immer wieder eine gesellschaftsrelevante Berufsgruppe dazu“. Die Kita bekam die Listen vom Land über die Stadt. Ehe wieder alle Kinder uneingeschränkt in den Kindergarten kommen durften, verging einige Zeit. „Uns war wichtig, dass wir zu den Familien und zu den Kindern den Kontakt halten“, so sagt Bolz-Lowak. „Das hat gut funktioniert“. Auch dank Lotti, sagte sie. Lotti ist eine große Handpuppe. Sie war regelmäßig Hauptdarstellerin in Videos oder Verfasserin von Briefen an die Kinder zu Hause. Mal las sie aus Büchern vor, mal stellte sie Bastelpakete und Blumensamen vor die Haustüren. „Jedes Kind hat währen der Corona-Pandemie seine Blume zu Hause gepflanzt und die dann mitgebracht“, sagt Hankel. Zudem sind Steine mit Grüßen und Wünschen bemalt worden. Eine Stein-Reihe zierte den Eingang der Kita. Für die Vorschulkinder war auch Unterricht angesagt. Ein Teil saß in der Kita, der andere Teil war digital von zu Hause zugeschaltet. Im Kindergarten stand für die Erzieher Erklär-Arbeit an. „Wir haben viel mit den Kindern geredet“, sagt Bolz-Lowak. Eine Coronavirus-Handpuppe habe bei der kindergerechten Kommunikation geholfen. „Die Kinder haben ganz viele Ängste und Fragen von zu Hause mitgebracht“. Credo der Erzieher sei gewesen: „Nur so viel erklärren, wie die Kinder wissen möchten und was sie brauchen, um es verstehen zu können“. In gewisser Hinsicht seien die Kinder mit der Situation „unheimlich gewachsen“, sagt Bolz-Lowak. Wenn es etwa um Selbstverständigkeit geht. Die Eltern durften nicht mehr mit in die Kita. Das heißt: Schon die Jüngsten verabschieden sich, zogen sich um und gingen zum Händewaschen. Auch beim Testen zu Hause hätten sie mitgezogen. Hankel sagt: „Während der Pandemie hatten wir nicht so viele Krankheiten, weil die Eltern sensibler mit Symptomen umgegangen sind“. Dennoch sei es zu skurrilen Situationen gekommen. „Morgens sind Kinder in getrennten Gruppen gewesen und mittags haben sie sich privat auf dem Spielplatz getroffen“. Ob durch die Corona-Pandemie etwas in der Entwicklung der Kinder verloren gegangen ist? „Absolut! Das haben wir gemerkt“, sagt sie. Die vor Ansteckungen schützenden Masken hätten sich vor allem bei den Jüngsten als Problem im Bereich der Kommunikation und der Sprache erwiesen. „Die unter Dreijährigen lesen im Normalfall viel von der Mimik des Gegenübers ab. Mit den Masken war das für sie schwer einzuordnen. „Sprachlich ist ganz viel verloren gegangen. Die soziale Entwicklung hat darunter sehr, sehr gelitten. Vielen Kinder hatten Probleme, sich wieder in der Gruppe zurechtzufinden“. Die Erzieherinnen sind sich einig: Corona in der Kita – das hat Spuren hinterlassen.
Quelle und Bild: Butzbacher Zeitung vom 12. April 2025

Kindergarten-Leiterin Silke Bolz-Lowak und ihre Stellvertreterin Melanie Hankel (r.) sagen, dass ihre Kita die Pandemie gut gemeistert hat. Dabei sei dem Team die Bereitschaft der Eltern zugutegekommen, sich in der Gemeinschaft zu kümmern. „Wir haben andere Eltern als in Frankfurt, wo sie die Kinder meist nur zur täglichen Beaufsichtigung abgeben“.