Keine gefährliche Altlast auf Kirchengrundstück / Kein Standort in der Pohl-Gönser Gemarkung
In einem offenen Brief hat sich jetzt der Ortsbeirat von Kirch-Göns in Sachen Grundstück für das neue Feuerwehrhaus in Kirch-Göns an den Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Butzbach gewandt. Darin schließt sich der Ortsbeirat vollinhaltlich den Forderungen der Kirch-Gönser Feuerwehr an: Das in Aussicht genommene Grundstück der Kirchengemeinde stelle trotz der Altlasten keine Gefahr für Menschen, Umwelt und Grundwasser dar. Abgelehnt wird ein Standort in der Gemarkung Pohl-Göns, da sonst die Gefahr bestehe einer Zusammenlegung der Wehren von Kirch- und Pohl-Göns durch die Hintertür.
Als Alternativ-Standort schlägt der Ortsbeirat eine Prüfung einer Teilfläche am Kirch-Gönser Sportplatz vor. Nachstehend der Inhalt des offenen Briefes: „Seit 5 Jahren beschäftigt uns das Thema des Neubaus des Feuerwehrstützpunkts in Kirch-Göns. Einen Dank möchten wir an dieser Stelle an den Magistrat und die Verwaltung aussprechen, für die Untersuchungen, Planungsrunden, Gesprächsrunden mit Feuerwehr, Planern und Gutachtern.
Auf die Historie der Kontamination des „Pfarrackers“ gehen wir in diesem Brief nicht näher ein. Wir wollen hiermit zum Ausdruck bringen, dass wir hinter der Feuerwehr Kirch-Göns stehen und die Anpachtung oder Kauf des „Pfarrackers“ aus einsatztaktischen Gründen, favorisieren und unterstützen. Wir sehen nach der Vielzahl von Gutachten und Stellungnahmen verschiedenster Stellen keine Gefahr, die von Teilen der Mandatsträger aus Magistrat und Stadtverordnetenversammlung gesehen werden.
Eine geringe Altlast sei vorhanden, daraus resultiert laut Ortsbeirat jedoch keine Gefahr für Mensch, Umwelt und Grundwasser. „Wir sprechen uns hiermit klar für die Fläche der Kirchengemeinde aus.“ Eine Gefahr von starken Erdbeben oder Kontinentalverschiebungen sei an den Haaren herbeigezogen und es scheine, dass sich einige Entscheidungsträger mit den Gutachten nicht inhaltstief auseinandergesetzt hätten.
Die Einschätzung des Gutachters sei positiv zu bewerten, selbst haftungsrelevante Dinge für die handelnden natürlichen Personen im Magistrat wurden geklärt und bestehen nicht, da die Gutachtenlage eindeutig sei.
Die Kirchenverwaltung seit ihrerseits deutlich von den ersten finanziellen Vorstellungen herunter gegangen und habe nun einen guten Wert erreicht, der das Grundstück mit den vorhandenen Altlasten zu einem fairen Preis der Stadt anbiete.
Eine Eintrittswahrscheinlichkeit der Verunreinigung von Grundwasser, durch die im Boden fest verankerten Mineralöl-Kohlenwasserstoffe liege im Promille-Bereich und sollte nicht Anlass sein, diese permanent höher einzuschätzen und eine ständig drohende Eintrittswahrscheinlichkeit herbeizureden, meint der Ortsbeirat.
Die Gefahr, dass knapp 30 gut ausgebildete Feuerwehrleute ihren Dienst niederlegen, sei reell und nicht zuletzt durch den kurzzeitigen Ausstand der Einsatzabteilung Anfang des Sommers dokumentiert. Gerade in dieser Zeit sei deutlich geworden, dass der abwehrende Brandschutz im Butzbacher Norden tagsüber nicht ohne die Kirch-Gönser Einsatzabteilung zu leisten sei und nicht auf die Einsatzkräfte verzichtet werden könne. Sowohl der Landrat als auch der Kreisbrandinspektor hätten in Stellungnahmen darauf verwiesen. Die Bedeutung der Feuerwehr Kirch-Göns beziehe sich nicht nur auf die Sicherstellung des Brandschutzes in Kirch-Göns, sondern gerade auch für das interkommunale Gewerbegebiet „Magna-Park“, einen Abschnitt der Main-Weser-Bahn und einen Abschnitt der B3.
Der Ortsbeirat teilt die Bedenken und vor allem die Auffassung hinsichtlich des „Festplatzes“ in Pohl-Göns als Standort. De facto soll dies eine Zusammenlegung der Feuerwehren von Kirch- und Pohl-Göns durch die Hintertür sein, der nicht zu akzeptieren sei. Denn es spiegele nicht die getroffenen Abmachungen der letzten fünf Jahre wider. Die Stunden der Feuerwehr Pohl- Göns im „Löschteich“ wären damit faktisch gezählt und würden auch hier zu gesellschaftlichen negativen Veränderungen führen. „Wir haben derzeit 3 einsatzbereite Stadtteil-Feuerwehren im Butzbacher Norden und sollten uns glücklich schätzen, so viele freiwillige Einwohner zu haben, die die öffentliche Sicherheit gemeinsam für ihre Stadt sicherstellen.
Wenn nun gegen den Willen und im Wissen der Dienstniederlegung eine Entscheidung gegen die Feuerwehr Kirch-Göns und de facto auch der Feuerwehr Pohl-Göns getroffen wird, ist es eine Entscheidung gegen die Feuerwehr und zu Lasten der öffentlichen Sicherheit“, argumentiert der Ortsbeirat. „Wir müssen alles dafür tun, auch in Zukunft noch drei Einsatzabteilungen in den Göns-Stadtteilen zu haben.
Durch das Bevölkerungswachstum, der durch die Stadtverordnetenversammlung beschlossenen und realisierten Neubaugebiete, in allen drei Stadtteilen, ist davon auszugehen, dass wir dies auch schaffen werden“, so der Ortsbeirat.
Legitim ist es laut Ortsbeirat Alternativen zu suchen. Die Alternative könne aber nicht ein Platz sein, der der letzte öffentliche Platz zwischen den Dörfern darstellt und der bei größeren Veranstaltungen der Mehrzweckhalle (größte Halle der Stadt Butzbach) als Parkfläche zur Verfügung stehen muss. Auch dieser Aspekt dürfe nicht vernachlässigt werden.
Gesellschaftlich und für das Gemeinwohl müsse an dieser Stelle die Bedeutung des Feuerwehrvereins hervorgehoben werden. Im Vereinsleben tief verwurzelt und aktiv im Veranstaltungskalender des Jahres etabliert seien die Aktivitäten des Feuerwehrvereins. Eine Umsiedlung nach Pohl-Göns würde dieses Engagement stark reduzieren, da die Mitglieder der Einsatzabteilung den aktiven Part innerhalb des Feuerwehrvereins darstellen. Somit wäre auch unser gesellschaftliches Miteinander in Kirch-Göns negativ betroffen.
Ebenfalls nicht mehr gegeben wäre das finanzielle Engagement des Feuerwehrvereins für die Stadt Butzbach mit der Beschaffung von Mannschaftstransportfahrzeugen und Spenden an die Einsatzabteilung (z.B. Zuschuss zum Lkw-Führerschein), zählt der Ortsbeirat auf. Eine Alternative könnte eine Teilfläche am Sportplatz in Kirch-Göns darstellen, die von der Feuerwehr akzeptiert wird.
Hierfür sollten schnellstmöglich Gespräche um die Ausrichtung, baurechtliche Situation und Ausrichtung der Restsportfläche in Kirch-Göns anstehen.
Auch vor dem Hintergrund der Befristung des Zuwendungsbescheides des Landes Hessen sei an dieser Stelle Eile geboten. Der Ortsbeirat lädt deshalb alle im Stadtparlament vertretenen Parteien ein, ihre nächste Fraktionssitzung in Kirch-Göns abzuhalten und mit dem Ortsbeirat ins Gespräch zu kommen. Unterschrieben ist der offene Brief von allen Mitgliedern des Kirch-Gönser Ortsbeirats: Stefan Euler (Vorsitzender, CDU), Moritz Otto (stellvertretender Vorsitzender, SPD), Klaus-Werner Otto (Schriftführer, SPD), Stefan Schepp (CDU) und Peter Maiwald (FDP).
Quelle: Butzbacher Zeitung vom 30. Juli 2018