Bevorzugter Standort bleibt das Pfarrgrundstück / Alternative der Sportplatz
KIRCH-GÖNS (mr). Mitten in der Sommerpause hatte der Ortsbeirat Kirch-Göns zu einer öffentlichen Sitzung eingeladen. Einziger Tagesordnungspunkt: der zukünftige Standort des neu zu bauenden Feuerwehrgerätehauses. Um es vorwegzunehmen: Es herrschte große Einigkeit im Ortsbeirat von Kirch-Göns wie auch bei den rund zwei Dutzend Zuhörerinnen und Zuhörern im Kirch-Gönser Bürgerhaus über den optimalen Standort: Das Kirchengrundstück sei feuerwehrtechnisch zu bevorzugen, so die Anwesenden unisono.
Aber, und das konnte man zwischen den Zeilen hören, auch der ursprünglich angedachte Standort am Sportplatz sei für die Anwesenden ein Kompromiss, in die Pohl-Gönser Gemarkung wolle man auf keinen Fall umziehen.
Zur Eröffnung der Ortsbeiratssitzung hatte Ortsvorsteher Stefan Euler (CDU) zunächst nochmals die Geschichte der Suche nach einem geeigneten Standort Revue passieren lassen. Die Kirch-Gönser Feuerwehr sei mit 27 aktiven Einsatzkräften stark und könne die Tagesalarmbereitschaft durchaus sicherstellen. Dass die aktiven Kräfte, nachdem sie den Dienst kurzfristig quittiert hatten, wieder in den Dienst zurückgekehrt sind, dafür dankte der Ortsvorsteher im Namen des gesamten Ortsbeirats: „Damit gebt ihr den Bürgerinnen und Bürgern der Gönser Stadtteile wieder ein Gefühl der Sicherheit“, betonte Euler.
Der Ortsvorsteher betonte aber auch, dass er die Diskussionen um den Standort nicht nachvollziehen könne, würden doch die beauftragten Gutachten für das Kirchengrundstück klar und deutlich sagen, dass kein erkennbares Risiko aus dem Ölschaden Ende der 60er Jahre gebe, würde man das neue Feuerwehrgerätehaus dort errichten.
Sein Ortsbeiratskollege Klaus-Werner Otto (SPD) brachte es in einem Satz auf den Punkt: „Ein Erdbeben oder eine Kontinentalverschiebung erwarten wir in Kirch-Göns nicht. Also ist das immer wieder zitierte Risiko nicht zu erkennen“.
Wehrführer Jörg Winter berichtete auf Wunsch des Ortsbeirats über einen gemeinsamen Termin mit dem Butzbacher Magistrat. Laut Winter ist der Magistrat bei seiner Meinung geblieben und will das neue Feuerwehrgerätehaus auf dem stadteigenen Grundstück in der Pohl-Gönser Gemarkung bauen. „Dass dabei die Wünsche und klaren Anforderungen der Feuerwehrleute unberücksichtigt bleiben, interessiert die politisch Verantwortlichen kaum“.
Über die jüngsten Gespräche mit der evangelischen Kirche und deren Ergebnis wurde den Feuerwehrleuten gegenüber nicht berichtet, so dass der Informationsstand immer noch derselbe sei, den man von der letzten Stadtverordnetenversammlung mitgenommen habe.
Sowohl Winter als auch Ortsvorsteher Euler traten einmal mehr dem Eindruck entgegen, man wolle die Stadt erpressen. Das Gegenteil sei der Fall, man wolle weder Schaden der Stadl zufügen, noch wolle man kompromisslos sein. Allerdings biete der derzeit verfolgte Standort die Gefahr, dass viele der aktiven Feuerwehrleute – Winter sprach von über 90 Prozent- nicht in ein Feuerwehrgerätehaus in Pohl-Göns mitziehen würden. Damit aber werde, so sei es auch die Ankündigung des Kreisbrandinspektors, eine Hauptwache einzurichten, die für die Stadt sehr teuer käme.
Ortsbeiratsmitglied Stefan Schepp (CDU) wies darauf hin, dass das derzeit favorisierte Grundstück in der Pohl-Gönser Gemarkung das letzte städtische Grundstück in der Gemarkung sei, der dort zunächst geplante Festplatz würde erst einmal ersatzlos entfallen.
Auch das Parken rund um die Mehrzweckhalle würde gerade bei Veranstaltungen schwieriger werden. Auch die Alternative Sportplatz wurde angesprochen; hier sei baurechtlich eine schnelle Umsetzung des Baus eines neuen Feuerwehrgerätehauses auch möglich, allerdings sei auch Rücksicht zu nehmen auf die Belange des Turnvereins. Das Sportgelände würde seit Jahren nicht mehr aktiv genutzt, so Ortsvorsteher Euler, Einsatzzeiten seien dort in etwa einhaltbar, hieß es schließlich aus Kreisen der Feuerwehr.
Der Kirch-Gönser Ortsbeirat formulierte abschließend seine Vorgehensweise: Man wolle aus feuerwehrtechnischen Gründen an dem Pfarrgrundstück festhalten und sowohl durch einen offenen Brief an den Magistrat als auch durch eine direkte Ansprache der beiden großen Fraktionen CDU und SPD nochmals für diese Lösung werben. Solle es nach wie vor zu keinen parlamentarischen Mehrheiten für das Pfarrgrundstück kommen, dann werde man für den alternativen Standort am Sportplatz werben, auf keinen Fall wolle man den Standort in Pohl-Göns unterstützen.
Nun liegt der Ball wieder im Spielfeld der Fraktionen, die alle Risiken abzuwägen haben: sowohl das laut Gutachter nicht zu erkennende Verschlechterungsrisiko, aber auch in viel größerem Maß das Risiko, dass die Feuerwehr in Kirch-Göns nicht mehr einsatzfähig sei, weil die Feuerwehrleute nicht akzeptieren wollen, wie mit ihnen in der Sache selbst umgegangen werde.
Kirch-Gönser Bürger äußerten am Rande der Ortsbeiratssitzung ihre Bedenken, ob man im Magistrat überhaupt den Ernst der Situation erkannt habe.

Quelle und Bild: Butzbacher Zeitung vom 26. Juli 2018
Rund zwei Dutzend Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung des Kirch-Gönser Ortsbeirates zur jüngsten Sitzung gefolgt, in der es ausschließlich um den Standort des neuen Feuerwehrgerätehauses ging.