Der Heimat- und Backhausverein Kirch-Göns 1982 e. V. wurde ursprünglich gegründet, um das renovierte Backhaus des Dorfes wieder zu neuem Leben zu erwecken, was seither auch regelmäßig durch Backhaustage erfolgt. Darüber hinaus hat sich der Verein dem Erhalt und der Pflege der Hüttenberger Tracht, alter Tänze und Lieder sowie dörflichem Brauchtum verschrieben. Darüber hinaus will der Verein alte Arbeitsweisen, den Gebrauch historischer Ackerbearbeitungsgeräte durch Vorführungen der Nachwelt, insbesondere der heutigen Jugend, näherbringen, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. In diesem Jahr startete der Verein daher erstmals ein Ganzjahresprojekt unter dem Motto „Kartoffelanbau wie zu Großvaters Zeiten“. Zu den verschiedenen Veranstaltungen wurde nicht nur die interessierte Bevölkerung allgemein, sondern auch zwei Klassen der Hauptschule Butzbach und die beiden Gruppen des Kindergarten Kirch-Göns eingeladen. Im Frühjahr dieses Jahres wurden Kartoffeln wie früher üblich „geschnitten“, das heißt, sie wurden mit dem Messer zweigeteilt, so dass auf jeder Hälfte ein Keimling saß. Die eingeladenen Kinder waren mit großem Eifer dabei. Nach den Vorbereitungen zur Aussaat „zum Stecken“ oder auch „zum Legen“ der Kartoffeln ging es am nächsten Tag dann richtig zur Sache. Auf einem Feld, das der Pohl-Gönser Landwirt Willi Brückel zur Verfügung gestellt hatte, wurden die Kartoffeln gesteckt bzw. gelegt. Und natürlich wurden wie früher übliche neben altem Ackergerät auch Pferde zum Ziehen der Saatfurche und dem anschließenden „Zustreichen“ mit dem Streichpflug eingesetzt. Nachdem die Kartoffeln in die Saatfurche verbracht worden war, wie sich von selbst versteht. Im Verlauf der kommenden Monate besuchten die Kindergruppen immer wieder den Acker, um die Fortschritte beim Wachstum „ihrer Kartoffeln“ zu besichtigen. Dabei wurden auch immer mit großem Eifer Pflegearbeiten mit alten Handgeräten wie Hacke und Distelstecher durchgeführt sowie den Kindern theoretisches Wissen über die Kartoffelpflanze, ihren Anbau und ihre Pflege erläutert. Nach all der liebevollen Pflege durch die Kinder kamen dann die Tage der Kartoffelernte. Eingesetzt wurde am ersten Tag ein vom Traktor gezogener Kartoffelvollernter aus den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Am zweiten Tag wurden hierzu zwei Haflinger und eine Kartoffelschleuder aus den 1950-er Jahren eingesetzt. Jedes Mal bestaunt von den Kindern, die meist zum ersten Male bei einer Kartoffelernte halfen. Früher auf dem Dorf ein normaler Vorgang, ist eine Kartoffelernte für Kinder heut meist etwas außergewöhnliches. Klar, dass die für die Kinder auch ein Kartoffelfeuer angezündet wurde. Sie konnten es kaum erwarten, die heißen Kartoffeln aus der Glut zu holen, sie zu schälen und dann zu essen, zusammen mit einem zünftigen Frühstück mit Hausmacher Wurst und Bauernbrot. Mit dem Projekt „Kartoffelanbau wie zu Großvaters Zeiten“ hat der Heimat- und Backhausverein Kirch-Göns erste Erfahrungen mit einem Ganzjahresprojekt gemacht. Die einzelnen Veranstaltungen wurden mit Videokamera und Fotoapparat festgehalten. Hieraus soll ein Vortrag entstehen. Für das nächste Jahr ist auf Grundlage der bisher gemachten Erfahrungen ein Projekt „Kornanbau wie zu Großvaters Zeiten“ angedacht.
Quelle und Bilder: Hessenland – Mitteilungen 4/2003
