Endlich fertig, aber Renovierung hat Nerven, Kraft und Geld gekostet

Kirchweihe Kirch-Gönser feiern ausgiebig Ende der Arbeiten / Lob für Zusammenarbeit mit Vereinen

Endlich! Die Kirche ist fertig. Dies war der erste Kommentar von Pfarrer William Thum bezüglich der Renovierung der evangelischen Kirche in Kirch-Göns. Viele „blutige Hände“ habe es benötigt, bis der Außenputz abgeschlagen war. Nun sind die Arbeiten weitestgehend abgeschlossen. Rund 350 000 Euro hat alles bis jetzt gekostet. „Allein das eigenhändige Abschlagen des Putzes hat uns 30 000 Euro gespart“, verkündete Thum am Sonntagmorgen stolz in der „Freiluftpredigt“ am Fuße der neuen alten Kirche. Die Geschichte des um 1200 erbauten Gotteshauses ist beachtlich. Der Turm selbst sei der älteste Teil des Gebäudes und soll einst, so Thum, verputzt gewesen sein. Heute erstrahlt es im „Naturstein-Look“. Was man bemerkt habe, seien die vielen Neugestaltungen im Laufe der Jahrhunderte. In der jüngeren Geschichte wurde beispielsweise 1925 bei einer Innenrenovierung die Kirche nach den Angaben des Malers Otto Kienzle ausgemalt. Später seien diese Kunstwerke einfach überstrichen worden. Grundsätzlich sei die Neugestaltung der Kirche keineswegs einfach gewesen. Der Pfarrer erinnerte an die Diskussion, ob die Außenfassade verputzt oder ausgefugt werden solle. „Der Kirchenvorstand hatte da eine ganze Reihe von Kämpfen zu bestehen, mit Vertretern der Kirchenverwaltung und auch mit Verantwortlichen des Denkmalschutzes“. Es seien dabei oftmals Grenzen erreicht worden an denen nicht mehr klar gewesen sei, ob und wie es überhaupt weitergehen würde. „Es hat viel Zeit gebraucht: Allein die Genehmigung der Maßnahmen haben uns alle viel Nerven, Kraft und viel, viel Geld gekostet.“ Dabei mahnte Thum auch, dass eine Renovierung sich rechnen müsse. „Wenn an normalen Sonntagen nur zehn Besucher da sind, dann war es wohl eine Fehlinvestition. Oder würde einer von uns so viel Geld für ein Haus ausgeben, um dann nur hin und wieder mal darin zu wohnen?“ Deshalb rief er in diesem Zusammenhang zum einen für mehr Interesse am Gottesdienst und zum anderen auch für mehr kulturelle Veranstaltungen in der Kirche auf. Mit der Frage, wo Gott wohne, machte Thum zudem deutlich, dass die Kirche Mittelpunkt der Gemeinde sei. Im Hause Gottes kann auf vielfältige Weise Gutes erfahren werden: Ermutigung, Trost, Fröhlichkeit.“ Zudem sei der Ortsname Programm: Kirch-Göns heiße schließlich nicht ohne Grund so. „Ich hoffe, dass sich auch an anderen Tagen, sonn- und werktags, die Menschen zu dieser Kirche hingezogen fühlen – zu diesem schönen Gebäude und zu dem Geist, der darin und darum herum weht“. Dem Gottesdienst waren zuvor zwei Musikzüge vorangegangen: Den Anfang machte der Zug der Freiwilligen Feuerwehr Kirch-Göns mit Pfarrer William Thum im Motorradbeiwagen von Dieter Meier an der Spitze gefolgt vom ehemaligen Fanfarenzug, den der Pfarrer ebenfalls musikalisch unterstützte. Die Vorsitzende des Kirchenvorstandes, Sabine Lex, dankte vor allem den vielen Helfern, die erst die Renovierung möglich gemacht hatten. Auch ging ein großer Dank an die vielen Spender, die ebenfalls dafür sorgten, dass während den Arbeiten nicht das Geld ausging. Und damit die vielen tatkräftigen Helfer nicht in Vergessenheit geraten, stellte am Ende des Gottesdienst Thum eine Tafel vor, die in der Kirche ihren festen Platz erhalten werde und die Helfer namentlich erwähnt. Neben Thum und Lex wandte sich auch Kreisbeigeordneter und CDU-Bundestagskandidat Oswin Veith an die Gottesdienstteilnehmer. Veith hob die Bedeutung von Kirche für die Gesellschaft hervor. Der ehemalige Butzbacher Bürgermeister überreichte am Schluss auch noch einen Umschlag mit einer kleinen Zuwendung für die Gemeinde. Stadträtin Ilka Thum als Vertreterin für Bürgermeister Michael Merle hob nochmals die Wichtigkeit von Kirche hervor und überreichte ebenfalls eine Spende an die Kirch-Gönser Kirchengemeinde. Ortsvorsteher Stefan Euler nannte die Zusammenarbeit mit den Vereinen beispiellos und wünschte, auch im Namen des Vorsitzenden der Interessengemeinschaft Kirch-Göns, Michael Tiedemann, der Gemeinde weiterhin alles Gute. Ebenfalls gekommen, um Glückwünsche auszurichten, war der Vorstandsvorsitzende der ökumenischen Diakoniestation Butzbach-Münzenberg, Ernst-Peter Wirth. Er überreichte ein kleines Präsent, für welches er tief in die „Kaffeekasse“ greifen musste. Überrascht war Wirth dann aber schon, als er von Thum ebenfalls ein Präsent bekam – um die Kaffeekasse wieder auffüllen zu können, wie Thum scherzte. Neben Wirth gratulierten auch der Vorsitzende des Pohl-Gönser Kirchenvorstandes, Bernhard Dern, sowie die Vertreterin der katholischen Kirchengemeinde, Gundi Richardt. Am Schluss überreichte Thum auch noch ein kleines Dankeschön, in Form eines Warmhaltebechers mit Facettenkreuz an die Kirchenvorsteher. Im Anschluss an den Gottesdienst gab es dann jede Menge deftige Köstlichkeiten. Und damit es nicht für die Jüngsten unter den Gästen zu langweilig wurde, gab es unter anderem ein Kinderkarussell. Aber auch ein „Schaumkusskopfwerfwettbewerb“ stand bei den Kindern sehr hoch im Kurs. Vor allem der Eisstand war sehr beliebt. Und damit es am Nachmittag und Abend nicht langweilig wurde, traten unter anderem der Gospelchor und die „Men in Black: Kerle in schwarz“ auf. Zudem konnten Interessierte eine Diashow betrachten, die von der Renovierung der Kirche erzählte. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst von der Freiwilligen Feuerwehr und dem Chor vom Gesangverein Germania 1862 Kirch-Göns.

Mit einem Festzug (o. l.) begann die Gemeinde den Tag des Kirchweih-Festes in Kirch-Göns. Auf einer Tafel sind die Namen der Helfer verewigt (o. r.). An der Essenausgabe wurde den Festbesuchern einiges geboten (u. l.). Auch an die Kinder wurde gedacht (u. r.).

Quelle und Bilder: Butzbacher Zeitung vom 4. Juni 2013