Kirch-Gönser Backhausfest ließ dörfliche Traditionen aufleben

Das mittlerweile 30. Backhausfest in Kirch-Göns war am Sonntag wieder ein Erfolg, auch wenn sich zwischendurch das Wetter trotz überwiegendem Sonnenschein nicht von seiner besten Seite zeigen wollte. Nach einem heftigen Regenschauer in den Nachmittagsstunden sahen sich die Verantwortlichen veranlasst, die beiden Pohl-Gönser Beiträge zum Freiluftprogramm kurzerhand ins Bürgerhaus zu verlegen. Dort tanzten dann die „Pee Gees“, musizierte das Spielleuteorchester unter der Leitung von Helmut Stehr. Das 30. Backhausfest begann mit einem Gottesdienst, den Pfarrer William Thum gestaltete. Die Schriftlesung nahm Martina Ilge in Hüttenberger Festtagstracht vor, nachdem ihre Kollegin Leni Braasch kurzfristig erkrankt war. Gesanglich umrahmte der Männergesangverein aus Greifenstein-Ulm die geistliche Stunde, die erfreulich gut besucht war. Erstmals schmückte den Platz vor dem 1775 erbauten Backhaus nicht mehr die jahrhundertealte mächtige Dorf- und Tanzlinde. Der Baum fiel letztes Jahr einem heftigen Sturm zum Opfer, hatte am Sonntag aber bereits Ersatz gefunden. Eine schmale junge Linde steckte in einem Pflanztopf. Jetzt wartet alles auf den offiziellen Termin der Baumpflanzung, denn die will bekanntlich gefeiert werden. Nach dem zünftigen Mittagessen bereitete man sich auf das Nachmittagsprogramm vor. Heiß begehrt waren wieder die original Kirch-Gönser Backhauskuchen aus Hefeteig. Es fanden Butterlochs-, Streusel- und Quetschekuchen sprichwörtlich „reißenden Absatz“. Auf dem Tanzboden in der Hauptstraße eröffnete Günter Weber, der Vorsitzende des Heimat- und Backhausverein, das Programm. Sein Gruß galt Bürgermeister Michael Merle, dem Ortsbeirat mit Stefan Euler an der Spitze, den Vereinsvorsitzenden und den zahlreichen Gästen. Weber betonte, dass man seit 1980 jedes Jahr das Trachtentanz- und Backhausfest feiere. Es werde immer etwas Neues geboten und an dörflichen Traditionen erinnert. Zunächst traf die Kinder- und Jugendgruppe des Heimat- und Backhausvereins Kirch-Göns unter der Leitung von Simone Reinl und Monika Maiwald auf. Das Tanzen machte den jungen Leuten viel Spaß. Sie drehten sich in ihren Trachten nach alten und jüngeren Melodien. Danach war die „Egaländer Gmoi“ aus Braunfels an der Reihe. Die jungen und alten Mitglieder der „Gmoi“ steckten in den farbenfrohen Egerländer Trachten und vermitteln viel Lebensfreude bei Gesang und Tanz. Im originalen Egerländer Dialekt wurden die Auftritte angekündigt, und ein Lied der Kindergruppe erinnerte an den „Rusbuttenbou“, den Jungen, der sich ein Scherflein mit dem Sammeln des Holzrußes aus den Öfen verdiente. Danach war der in Cleeberg, Oberkleen und Niederkleen beheimatete Spinnstuben-Chor Kleebachtal mit Chorleiter und Harmonika-Spieler Otmar Rücker mit heimischen Liedern an der Reihe. Auch hier spendete das Publikum reichen Beifall, etwa für „Ich bin der Bub aus dem Kleebachtal“ oder „Hessenland, Du bist mein Heimatland“. Des folgte die in Original-Hessentrachten gewandete Volkstanzgruppe des TSV Garbenheim. Alte Volkstänze wurden getanzt, gesungen und die Stimmung weiter entfacht. Die Auftritte der von Jessica Artus geleiteten Showtanzgruppe „Pee Gees“ aus Pohl-Göns mit ihrer fantastischen Choreografie mussten wegen der regnerischen Witterung, die bald wieder aufhörte, aber ihre Spuren hinterlassen hatte, ins Bürgerhaus verlegt werden. Und Dirigent Helmut Stehr leitete sein Spielleuteorchester gekonnt mit flotter Ansage mehr als zwei Stunden im Bürgerhaus. Riesenbeifall wurde gespendet. Für die jüngsten Besucher, in der Hauptsache waren es Mädchen, wurde auf dem rückwärtigen Grundstück von Hans Bletz und in der Straße „Hinter der Kirche“, das Gotteshaus zeigte sich eingerüstet und mit neuem Putz, ein Ponyreiten angeboten. Die traditionelle Ausstellung im Sängerheim (erster Stock des Bürgerhauses) wurde ebenfalls eifrig besucht. Zu bestaunen gab es die vielen Menagen aus der Sammlung von Vereinsmitglied Dieter Pfeiffer. Menagen sind Tischgestelle aus Holz und Porzellan für Salz, Pfeffer und sonstige am Tisch benötigten Gewürze. Die Präsentation hieß: „Wie früher gefrühstückt wurde“. Viele Erinnerungen wurden wach.

Beim 30. Backhausfest in Kirch-Göns tanzte am Sonntag im Nachmittagsprogramm die Kinder- und Jugendgruppe des Backhausvereins in Hüttenberger Tracht (l. Bild). Zahlreiche Besucher (r. Bild) feierten in gemütlicher Runde und genossen die zahlreichen Darbietungen.

Das Spielleuteorchester Pohl-Göns musizierte unter Im Sängerheim des Bürgerhauses zeigte
Leitung von Helmut Stehr wegen Regens im Bürgerhaus. Vereinsmitglied Dieter Pfeiffer seine Menagen.

Quelle und Bilder: Butzbacher Zeitung vom 28. August 2012