Kirch-Gönser Spielleute gehen neue Wege

Im Rahmen des Jubiläumsfestes gibt es erstmals ein Kritikspiel

Schon immer waren die Spielleute der Freiwilligen Feuerwehr Kirch-Göns bestrebt, ihren Gästen etwas Neues zu bieten. Dies wird auch beim diesjährigen Musikfest aus Anlass des 25jährigen Bestehens vom 6. bis 8. Juli der Fall sein. So tritt am Samstagabend erstmals im heimischen Raum die „Singende und musizierende Familie Mönch“ aus Bad Schwalbach auf, eine bei vielen Wettbewerben auf nationaler und internationaler Ebene ausgezeichnete Gruppe mit einem weitgefächerten Repertoire. Darüber hinaus wird am Montagabend eine ebenfalls in unserer engen Heimat noch unbekannte Formation im Festzelt an der Mittelpunktschule zu Gast sein, der Shanty-Chor der Marinekameradschaft Gießen, der mit seinen Liedern einen interessanten Kontrast zu dem Programm der übrigen Festtage bilden wird. Auch für den Festsonntag galt es, etwas zu finden, was zum einen ebenfalls ein Novum darstellt, was zum anderen aber auch mit der musikalischen Zielsetzung der Kirch-Gönser Spielleute in Einklang steht. Im Vorstand hat man sich darauf geeinigt, ein Kritikspiel für Spielmanns-, Fanfaren- und Musikzüge durchzuführen. Hauptcharakteristikum dieser Form ist, das die einzelnen Musikgruppen nicht mehr zusammenkommen, um „gegeneinander“ zu spielen, wie es bei den üblichen Wettstreiten der Fall ist. Da das „Gegeneinander“ etwas ganz und gar Untypisches für Musik, nicht noch mehr gefördert werden soll. Vielmehr wollte man etwas für das „Miteinander“ tun, Gemeinsamkeit der Musikgruppen unterstützen. Es gibt keine Streitigkeiten wegen unkorrekter Punktewertung, die evtl. sogar noch Rivalität unter den einzelnen Teilnehmern aufbauen könnte. Vielmehr sollten den teilnehmenden Vereinen von einem Fachmann Anregungen für die Zukunft gegeben werden. Man war sich im Vorstand einig darüber, dass eine Musikgruppe mehr davon hat, wenn ihr in einer fachlich fundierten Kritik ein Spezialist mitteilt, was nach seiner Auffassung gut an den gebrachten Vorträgen war und was evtl. noch verbessert werden könnte. Diese Form des Kritikspiels ist bei den Spielleuten noch recht neu. Es wird noch vieler Aufbauarbeit bedürfen, bis bei allen die positive Zielsetzung erkannt wird. Viele stehen einem Kritikspiel noch recht skeptisch gegenüber und bevorzugen die althergebrachten „Wettspiele“ (Wettstreite). Die Kirch-Gönser hoffen, mit dieser Veranstaltung positive Akzente zu setzen und den Weg in die richtige Richtung eingeschlagen zu haben. Die Beteiligung ist mit neun Zügen zwar nicht so gut wie man erwartet hatte, was zum einen an der Skepsis dem Kritikspiel gegenüber liegen mag, zum anderen daran, dass an diesem Tag noch viele andere Veranstaltungen stattfinden. Doch ist man zuversichtlich, dass die teilnehmenden Züge mehr mit nach Hause nehmen als von einem Wettstreit. Für die Erstellung der Kritiken konnte Musikdirektor Weis aus Kollnau im Schwarzwald ein erfahrener Fachmann gewonnen werden, der die Probleme der Spielleute kennt und sicher viele wertvolle Anregungen für die einzelnen Züge geben kann. Sein Urteil wird keine Bewertung sein, wie man dies von Wettstreiten her kennt, sondern er wird seine Meinung zu den Vorträgen sagen, er wird Lob aussprechen, wird sagen war ihm nicht gefällt, wird Vorschläge zur musikalischen Weiterarbeit machen. Was jedoch die einzelnen Züge aus dieser Kritik machen, liegt allein in ihrer Verantwortung. Die Kritik wird aber mit Sicherheit zum Nachdenken und zum Diskutieren bei den teilnehmenden Gruppen anregen und damit ist schon viel von dem erreicht, was man mit einem solchen Kritikspiel anstrebt. Das Kritikspiel wird folgenden Verlauf nehmen: Alle Teilnehmer spielen am Sonntagmorgen ab 9.30 Uhr auf der Bühne zwei oder drei Musikstücke ihrer eigenen Wahl. Die begrenzte Teilnehmerzahl macht es möglich, dass nicht am Fließband gespielt wird, sondern Gelegenheit besteht, die Gruppen dem Publikum etwas näher vorzustellen. Musikdirektor Weis wird anhand eines Kriterienkataloges seine Meinung zu Papier bringen, wobei er nicht unter Zeitdruck steht. Anschließend absolvieren die Züge an der Kreuzung Hauptstraße/Taubgasse ein Straßenspiel, z. T. vor der Mittagspause, z. T. am frühen Nachmittag ab ca. 13.30 Uhr. Danach beseht für die Gastvereine Gelegenheit für weitere Vorträge im Festzelt. Ansonsten spielt die Festkapelle, die „Lahntaler Musikanten“ zum Tanz auf. Im weiteren Verlauf wird Herr Weis in Gesprächen mit den einzelnen Stabführern seine Kurzkritik in schriftlicher Form übergeben und erläutern, wodurch erstmals eine direkte Rückkoppelung zwischen Teilnehmer und Wertungsrichter besteht, etwas was es bisher noch nicht gegeben hat. Einige Zeit später erhalten dann alle teilnehmenden Musikgruppen eine ausführliche Kritik zugestellt. Gegen 18 Uhr werden nach einem hoffentlich positiv verlaufenden Tag die Züge mit einem Geschenk des SFZ offiziell verabschiedet.

25 Jahre Spielmanns- und Fanfarenzug Kirch-Göns – Vom 6. bis 8. Juli feiert der Spielmanns- und Fanfarenzug der Freiwilligen Feuerwehr Kirch-Göns ein 25jähriges Bestehen. Das Bild zeigt die Aktiven im Jubiläumsjahr.

Quelle und Bild: Butzbacher Zeitung vom 2. Juli 1985