Große Gratulationscour zum 25. Geburtstag des Heimat- und Backhausvereins Kirch-Göns
Ein Totengedenken von Pfarrer William Thum an die verstorbenen Mitglieder in der Friedhofskapelle ging am Samstag dem akademischen Abend zum 25-jährigen Jubiläum des Heimat- und Backhausvereins 1982 Kirch-Göns voraus. Der akademische Abend in der vollbesetzten Mehrzweckhalle, unter den zahlreichen geladenen Gästen war auch Ehrenbürgermeister Karl-Heinz Hoffmann, wurde zur Manifestation des Wirkens eines unermüdlich tätigen Vereins, der sich die Bewahrung von dörflichem Brauchtum, Mundart und Kultur auf seine Fahne geschrieben hat und der seine Entstehung der mustergültigen Sanierung des alten Dorfbackhauses aus dem 18. Jahrhundert verdankt. Den akademischen Abend leitete nach dem Motto „Mundart ist die Sprache des Herzens“ der oberhessische Sänger Hans-Peter Langlotz (Birstein) mit schwungvollen Stimmungsliedern in der Sprache der Vogelsberger ein. Etwas Humoristisches zur Eröffnung hatte sich auch Vereinsvorsitzender Günter Weber einfallen lassen, denn kaum wollte er zur Begrüßung der Gäste ansetzen, wurde er schon einem Polier namens Karl (dargestellt von Bernd Schindel) vom Vogelsberger Abbruchunternehmen „Ruck-Zuck“ unterbrochen. Kar war auf der Suche nach dem Backhaus, dass er dem Erdboden gleich machen wollte. Doch die Sache klärte sich gleich, denn Karl kam viel zu spät. Das beim Büroaufräumen gefundene Auftragsschreiben war 30 Jahre alt und damit obsolet. Also konnte das Backhaus zu aller Beruhigung stehen bleiben und das Programm beginnen. Den Anfang machte nach dem Einmarsch aller Tanz- und Trachtengruppen des Jubilar-Vereins die Kindertanzgruppe mit vier munteren Tänzen. Und dann begann ein umfangreicher Rückblick des 1. Vorsitzenden, der anhand von Dias und Zeitungsausschnitten die 25 Jahre lange Geschichte des Vereins mit vielen Erinnerungen an die vergangenen Zeiten Revue passieren ließ. Weber räumte der Vorgeschichte der Vereinsgründung einen breiten Raum ein. Er erwähnte, wie es in den fünfziger Jahren zum Aussterben des Backbetriebes im Gemeindebackhaus kam, wie das Gebäude seine Funktion beraubt als von der Gemeinde umfunktionierte Lagerstätte in einer Art Dornröschenschlaf verfiel, langsam vor sich hin rottete und fast der Spitzhacke zum Opfer gefallen wäre. Hätte es nicht das Engagement des damaligen Kirch-Gönser Stadtverordneten Edgar Binzer gegeben, der Mitstreiter um sich scharte, die Dorfmehrheit überzeugte, auch die entscheidenden Gremien in der hessischen Landesverwaltung, in Butzbach eine politische und parlamentarische Mehrheit fand und letztlich das Backhaus vor der geplanten Umsiedlung in den Hessenpark rettete. Anschaulich berichtete Weber von unzähligen von freiwilligen Helfern geleisteten Sanierungsarbeiten, nannte einzelne Namen und bat einen von den Männern der ersten Stunde zu sich auf die Bühne. Es war Hermann Faber, der einst maßgeblich an den Arbeiten beteiligt war, sich noch gut an das Richtfest im Jahre 1979 erinnerte und ein selbst verfasstes Gedicht auf das Backhaus vortrug. Am 30. August 1980 wurde das Einweihungsfest gefeiert, und Weber nannte die Namen der ersten Brotbäcker, die den Schornstein wieder rauchen ließen: Marie Bletz, Hans Bletz und Emma Langsdorf. Am 19. April 1982 wurde nach gründlicher Vorbereitung der Heimat- und Backhausverein aus der Taufe gehoben. 30 Personen zählte die Gründungsversammlung, und als 1. Vorsitzender wurden Eugen Zöller, als 2. Vorsitzende Birgit Faber gewählt. Rund um das Backhaus entwickelte der Verein dörfliches Brauchtum, lud jeden letzten August-Sonntag zu einem Backhausfest ein, dem jedes Mal ein anderes Motto zur Seite gestellt wurde und das sich zweimal auch der engen Freundschaft, zu der in der nahen Ayers-Kaserne stationierten Soldaten und Offiziere der 2. US-Panzerdivision „Spearhead“ widmete, die unter den Augen von Altbürgermeister Reinhard Hanack in Paradeuniform durchs Dorf marschierten. Weber erwähnte die Geselligkeiten im Backhausstübchen, die Aktivitäten der einzelnen Gruppen, die Teilnahme an Festumzügen und Veranstaltungen, die Besuche von auswärtigen Trachtengruppen in Kirch-Göns und die vielen Gegenbesuche. Zwischendurch sang Hans-Peter Langlotz, erzählte das Kindertrachtenpaar Anne Bopf und Tobias Weber Landeskindertrachtentreffen 2006 in Butzbach, berichtete die frühere Kindergartenleiterin Monika Grönke vom immerwährenden guten Verhältnis zwischen Verein und Kindern, wurde Erna Weidhase, das mit über 80 Jahren älteste und noch aktive Vorstandsmitglied vorgestellt und das Butzbacher Hessentagspaar Nadine und Stefan Häuser auf die Bühne geholt. Bianca Wedemann, Christof Arnold und Pascal Rühl vom Jugendtheater der Laienspielschar Ebersgöns führten den Sketch „In der Schule“ auf. Die alte Tanzgruppe der ersten Stunde hatte sich wieder zusammengefunden und zeigte bei „Siehste net, do kimmte“ und anderen gekonnten Darbietungen, dass sic nichts verlernt hat. Da kam mächtig Applaus auf, und Geburtstagskind Willi Fuchs bekam ein großes Ständchen zum 75. Geburtstag dargebracht. Dann war Zeit für die Ansprachen der Offiziellen. Stadtrat Manfred Schütz überbrachte der „Institutio“ Heimat- und Backhausverein herzliche Grüße des Magistrats und vom Bürgermeister Michael Merle. Dörfliches Brauchtum werde mit Ideenreichtum, Leidenschaft, vorbildliche Jugendarbeit und Liebe zur Tradition am Leben gehalten. Der Butzbacher Vereinsringvorsitzende Robert Werner gratulierte im Namen aller 151 Mitgliedsvereine einem Garanten für Verlässlichkeit und Heimattreue. Landtagspräsident Norbert Kartmann, seit 25 Jahren Vereinsmitglied bescheinigte dem Verein, dass ihm die große Mehrheit des Dorfes trage, und dass man die gar nicht so einfache Rettung des Backhauses im wesentlichen Edgar Binzer verdanke, und dass der Weg dorthin („das war damals ein richtig saftiger politischer Streit“), auch ein Sieg über den damaligen Zeitgeist gewesen sei. Im Namen der Kirch-Gönser IG der Ortsverien gratulierte Stadtverordneter Stefan Schepp dem Kulturträger und Ortsrepräsentanten. Es schlossen sich die Glückwünsche der Volkstanz- und Trachtengruppe Watzenborn-Steinberg von der Heimatvereinigung Schiffenberg, der Volkstanzgruppe Leihgestern, der Tanz- und Trachtengruppe Burkhardsfelden und der Trachtengruppe Grüningen an. Zu den Gratulanten gehörte auch Manfred Anschütz (Wetzlar), der 2. Vorsitzende des mittelhessischen Mundart- und Kulturvereins Vemuk. Er hatte als Gastgeschenk lustige „Verzählcher“ aus dem Westerwald mitgebracht. Für 25jährie Zugehörigkeit zum Verein wurden 51 Vereinsmitglieder geehrt. Günter Weber, Wolfgang Besler und Simone Reinl-Eckhard wurden mit der goldenen Nadel des HVT ausgezeichnet. Die Ehrungen übernahm Günter Putz, der stellvertretende HVT-Landesvorsitzende (Darmstadt), ein Oberbayer in original Werdenfelser Tracht, die HVT-Bezirksleiterin-West Ingeborg Schmidt und ihre Stellvertreterin Sigi Fink. Zwischendurch stellten sich immer wieder Gruppen des Vereins vor, erzählten Aktive, wie etwa Simone Reinl, Christa Schepp, Gerda Eckhard, Manfred und Hanni Weller, Brigitte Faber, Elke Besler und Heike Bunfill, vom Tanzen, Kuchenbacken, vom „Aufbinden“ und Tragen der Tracht. Und zum Schluss versammelten sich alle Gruppen des Vereins noch einmal gemeinsam auf der Bühne.

Bei der Feier des 25-jährigen Bestehens des Heimat- und Backhausvereins in der vollbesetzten Mehrzweckhalle
war auch die Kindertrachtengruppe des Vereins aktiv dabei.

Landtagspräsident Norbert Kartmann (l.) beglückwünschte den
1. Vorsitzenden des Vereins, Günter Weber, zum Jubiläum
Quelle und Bilder: Butzbacher Zeitung vom 16. April 2007