Die Evangelischen Kirchengemeinden Kirch-Göns und Pohl-Göns haben seit Sonntag nun offiziell wieder einen Pfarrer. In einem festlichen Gottesdienst nahm der Wetterauer Dekan Jörg-Michael Schlösser die Einführung von William Thum vor. Über 400 Besucher drängten sich in der Pfarrkirche in Pohl-Göns, um bei der Amtseinführung mit dabei sein zu können. In seiner Ansprache bezeichnete Dekan Schlösser den neuen Pfarrstelleninhaber als einen gestandenen und erfahrenen Gemeindepfarrer, der als Seelsorger, Lehrer und Prediger in der Gemeinde Christi lebe und arbeite. „Nehmen Sie es an!“ rief er den Kirch- und Pohl-Gönsern zu. Denn, so Schlösser weiter, der christliche Glaube sei radikal – radikal im wahrsten Wortsinne, das heiße, „an die Wurzel gehend“. Es müsse sich immer wieder neu in den Gemeinden zeigen, dass die Macht des Todes eben nicht stärker sei als die Liebe Gottes. Allen Menschen, so Schlösser, könne niemand gerecht werden. „Seien sie barmherzig – auch mit der Arbeitszeit Ihres neuen Pfarrers“, die sich auch nicht auf 38 Stunden pro Tag ausweiten könne. Für seine Aufgabe in den beiden Kirchengemeinden wünschte Schlösser seinen Kollegen, dass er die Gemeinde immer wieder neu zum Leben erwecken können. Und, das habe er in den vergangenen Monaten gesehen und erlebt, die Gemeinden seien ja durchaus lebendig. Er habe mit Freude festgestellt, dass trotz vieler Wechsel in der Pfarrstelle und viele Enttäuschungen noch immer so viel Aktivität in den Gemeinden vorherrsche. Das sei die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Zukunft. Von Vertrauen war auch in der Predigt von Pfarrer William Thum die Rede. „Wert euer Vertrauen nicht weg“, so beginnt der Predigtext aus dem Hebräer-Brief. Es sei heutzutage immer viel von Vertrauen zu hören, so Thum – von Vertrauen, das Menschen einander entgegenbringen, die miteinander in Gemeinschaft leben, aber auch von schwindendem Vertrauen in Politik und auch immer öfter in die Institution Kirche. Er habe aber in den ersten Wochen seiner Arbeit in den beiden Kirchengemeinden sehr viel Vertrauen und freundliches Entgegenkommen erfahren dürfen. Dies sei ihm in den verschiedenen Arbeitsbereichen entgegengebracht worden – im Kirchenvorstand, im Kindergarten, bei den Konfirmanden, in Frauen- und Seniorenkreisen, in der Schule und im Altenpflegeheim. Das sei ihm sehr wichtig gewesen und er werde sich bemühen, dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen. Aber, dass betonte Thum, allein könne er das nicht schaffen. Dazu brauchte er die Gemeinschaft und die Mithilfe der Menschen in der Gemeinde. Er wolle nicht, dass es ihm so ergehe, wie dem Artisten aus einer Erzählung, der in schwindelnder Höhe seine Schubkarre über ein dünnes Stahlseil gezogen und die Begeisterung des Publikums empfangen habe. Als er dann aber einen der Besucher gebeten habe, heraufzukommen, sich in die Schubkarre zu setzen und sich von ihm wieder zurückschieben zu lassen, da sei das Vertrauen plötzlich zu Ende gewesen. Nein, so Thum, Vertrauen brauche Gemeinschaft und Gemeinsamkeit, nur dann könne die Arbeit in den Kirchengemeinden gelingen. Musikalisch war der Gottesdienst vom Gesangverein „Liederkranz“ aus Pohl-Göns, den Kindergottesdienstkindern aus beiden Gemeinden sowie von Timo Ratz als Organisten umrahmt worden. Wie groß das Vertrauen der Kirch- und Pohl-Gönser in ihren neuen Gemeindepfarrer ist, zeigte sich auch beim anschließenden Empfang im benachbarten Bürgertreff, zu dem die meisten der Gottesdienstteilnehmer mitgekommen waren, um sich bei Kaffee und Kuchen zu stärken. Viele der Besucher nahmen die Gelegenheit wahr, um in Grußworten dem neuen Pfarrer alles Gute für seine Arbeit mit auf den Weg zu geben. Der Präses des Evangelischen Dekanats Wetterau, Tobias Utter, zählte zu den ersten Gratulanten, nachdem zuvor die Kindergartenkinder dem neuen Pfarrer ein Ständchen gebracht hatten und die Vorsitzende der Kirchenvorstände, Anita Röhrig und Bernhard Dern, ihre besten Wünsche überbracht hatten. Ihm schlossen sich Glückwünsche durch Pfarrerin und Pfarrer der umliegenden Gemeinden an. Weiterhin wünschten die Gemeindegruppen aus Kirch- und Pohl-Göns alles Gute für die weitere und künftige Zusammenarbeit. Gretel Stehr brachte es am besten auf den Punkt, als sie von einem Netz als Symbol der Gemeinschaft sprach, das immer wieder neu auszubessern und zu pflegen sei, damit es immer gute Dienste leisten könne. Neben den Vertretern der Ortsbeiräte, Peter Braasch und Gerlinde Bauer, übermittelte auch Stadtrat Gerhard Langsdorf im Auftrag von Bürgermeister Oswin Veith die besten Wünsche seitens der politischen Gemeinden. Auch Norbert Kartmann, CDU-Fraktionschef im Hessischen Landtag, steuerte einige begrüßende Worte bei. Allerdings, wie er selber sagte, nicht als Politiker, sondern eher ganz privat als Nieder-Weiseler. Er betonte die Bedeutung von Kirch-/Pohl-Göns für das Evangelische Dekanat, das ja nun aus drei Säulen – Kirch-Göns im Norden mit der Säule William Thum, der südlichste Punkt des Dekanats mit Präses Tobias Utter und „mittendrin Dekan Schlösser in Bad Nauheim“. Dafür bezeugte ihm Pfarrer Thum, dass seine Worte „wie üblich wohl gesetzt“ und wesentlich unterhaltsamer gewesen seien als so manche Rede im Landtag. Die Bedeutung der Ortsvereine im Leben der Kirch- und Pohl-Gönser stellte Elke Binzer in ihrem Grußwort heraus und auch die weiteren Gratulanten zeigten, dass William Thum als neuer Pfarrer in den beiden Dörfern herzlich willkommen ist und einer guten Zusammenarbeit entgegenblicken kann.

Amtseinführung von Pfarrer William Thum (r.) durch den Dekan des Evangelischen Dekanats Wetterau, Pfarrer Jörg-Michael Schlösser (l.) zusammen mit den Vorsitzenden der Kirchenvorstände in Kirch-Göns (Anita Röhrig) und Pohl-Göns (Bernhard Dern).
Quelle und Bild: Butzbacher Zeitung vom 19. September 2002