Theaterstück „Vater hat ´nen Kater“ begeisterte das Publikum
Eine ausgezeichnete Stimmung und ein großer Besucherzuspruch kennzeichneten am Samstagabend das erstmals veranstaltete bayrische Oktoberfest des Kirch-Gönser Spielmanns- und Fanfarenzuges.
Längst vor dem angesetzten Beginn um 20 Uhr waren die langen Tischreihen in der Schützenhalle am Bahnhof dichtgefüllt, viele Besucher hatte sich dem Veranstalterwunsch gemäß in alpenländliche Trachtenutensilien „geworfen“, und die Wicking-Band aus Pohl-Göns intonierte zur Einstimmung spielfreudig und mit zünftigem Schwung auf unverstärkten Instrumenten ihre Ländler und Polkas.
Nach dem offiziellen Bieranstich hieß Vereinsvorsitzender Hans-Peter Tiedemann als Hausherr die große Gästeschar willkommen. Sein besonderer Gruß galt dem Schützenverein Kirch-Göns und dessen Vorsitzenden Bernhard Peter für die freundliche Überlassung der Halle, der Vereinswirtin Toni Maiwald, der Köchin Alice Steht und dem Ortsvorsteher Josef Giebl.
Danach war die Bühne freigegeben für den von allen Anwesenden neugierig erwarteten Höhepunkt des Abends, die Aufführung des komischen Schwanks in einem Akt „Vater hat ´nen Kater“ von Carl Silber durch die seit Jahren bestehende Theatergruppe der Kirch-Gönser Spielleute, die sich damit erstmals mit einem längeren Stück einem größeren Publikum (erfolgreich) stellte. „Wir sind alles keine Profis“, meinte Hans-Peter Tiedemann, der selbst als Darsteller am Theaterstück mitwirkte, aber er hätte sich diesen Hinweis ruhig sparen können, denn die sieben Laienschauspieler machten ihre Sache trotz ihres Lampenfiebers ganz famos und sorgten mit ihrer turbulenten Spielweise für so machen Szenenapplaus und viele kräftige Lacher.
Geboten wurde die komische Geschichte des schrulligen Käsefabrikanten Emanuel Dobermann (Traudel Heiden) der unter den Folgen eines nächtlichen Saufgelages leidet. Er hat sich dem „Suff“ hingegeben, weil seine adrette Tochter Hilde (Heidrun Daniel) nicht bereit ist, den etwas trotteligen Käsehändlersohn Hieronymus Bählamm (Hans-Peter Tiedemann) zu heiraten. Vielmehr hat sich Hilde entschlossen, ihr Ja-Wort dem Untermieter Dr. Paul Römer, einem jungen Rechtsanwalt (Jens-Peter Braasch) zu geben. Sie will Dobermann, der sichtlich von einem „Kater“ geplagt wird, auf jeden Fall verhindern. Seine schlechte Laune reagiert er dabei noch an dem Hausburschen August Nulpe, einem urkomischen und schlagfertigen Kerl (Helmut Rühl) ab, der es aber immer wieder versteht, Dobermann noch mehr zu ärgern und in Wut zu bringen. Dobermann verabredet zwischendurch krumme Geschäfte mit seinem Freund, dem Molkereibesitzer Emil Giesecke (Christine Will). Von ihm unbemerkt kommt plötzlich Rechtsanwalt Römers Jugendfreund Fred Höger, ein Schauspieler und Verwandlungskünstler (Klaus-Dieter Herbel) zu Besuch, der den „Filmriss“ des Herrn Dobermann zu haarsträubenden Verwechslungsszenen benutzt, um den Käsefabrikanten so mürbe zu machen, dass dieser seine Tochter Hilde freigibt.
So erscheint Fred als Mitglied eines anarchistischen Geheimbundes, dessen Mitglied Dobermann angeblich geworden ist und fordert ihn zu einem Bombenattentat auf. Dem ängstlich gewordenen Dobermann gelingt es, das Bombenpaket dem einfältigen Bählmann anzudrehen. Nun taucht Fred als Masseur verkleidet auf und verpasst Dobermann eine knochenbrecherische Behandlung (hier raste das Publikum vor Vergnügen). Dobermann zusehends geschwächt, übersteht schließlich die dritte Attacke Freds nicht mehr, als dieser in der Maske eines eifersüchtigen Südländers zurückkehrt, um pistolenschwindend die Rückgabe seiner Braut zu fordern, die ihm Dobermann angeblich abspenstig gemacht haben soll. Das naht als Retter in höchster Not der junge Rechtsanwalt, dem es gelingt, den Rachsüchtigen in die Flucht zu schlagen. Jetzt kann der völlig geschaffte Dobermann nicht mehr anders und gibt seine Tochter dem Rechtsanwalt zu Frau.
Zuletzt kehrt auch noch der bedauernswerte Bählmann zur Gaudi des Publikums recht lädiert auf die Bühne zurück – ihm ist das Bombenpaket um die Ohren geflogen.
Donnernder Applaus belohnte die gelungene Aufführung und viele der Besucher waren dankbar, dass es nach einer langen Pause (vor fast dreißig Jahren wurde der „Datterich“ aufgeführt) wieder zu einer Theateraufführung gekommen war, die sich sehen lassen konnte.
Einmal tüchtig in Stimmung gebracht, nahmen die Besucher anschließend die Tanzfläche in Beschlag, wobei ihnen von der „Wicking-Band“ dazu kräftig aufgespielt wurde. Der frisch gezapfte Gerstensaft schmeckte als „halbe Maß“ recht vorzüglich, und die fleißigen Kellner schleppten plattenweise bayerische Schmankerln wie Leberkäse, Weißwürste, Käsesemmeln und Radi herbei, denn auch der Hunger der Besucher wollte gestillt sein.
In ausgelassener Stimmung blieb man bis in die ersten Morgenstunden zusammen und es waren sich alle einig, dass das Oktoberfest der Spielleute im nächsten Jahr unbedingt seiner Fortsetzung finden muss. „Wir würden uns freuen, wenn wir uns damit in Kirch-Göns etablieren könnten“, meinte Hans-Peter Tiedemann. „Vielleicht haben wir ja in absehbarer zeit die Möglichkeit, in die geplante Mehrzweckhalle überzuwechseln“.
Quelle und Bilder: Butzbacher Zeitung vom 3. November 1987




In ausgelassener Stimmung blieb man bis in die ersten Morgenstunden zusammen und es waren sich alle einig, dass das Oktoberfest der Spielleute im nächsten Jahr unbedingt seiner Fortsetzung finden muss. „Wir würden uns freuen, wenn wir uns damit in Kirch-Göns etablieren könnten“, meinte Hans-Peter Tiedemann. „Vielleicht haben wir ja in absehbarer zeit die Möglichkeit, in die geplante Mehrzweckhalle überzuwechseln“.